Leverkusen Düsseldorf

Bayer 04 Leverkusen (A) - Fortuna Düsseldorf 1:4


Leverkusen, September 2001. Das Grauen hat einen Namen: BayArena, vormals Ulrich-Haberland-Stadion, Leverkusen.

Bereits vor einigen Wochen sollte das Spiel der Amateure von Bayer gegen die langsam wieder besser werdende Fortuna aus Düsseldorf stattfinden. Da aber der Nebenplatz zu klein für die erwarteten Auswärtsfans war, blieb nur der Umzug ins Stadion übrig - was allerdings nicht "möglich" war: Der Rasen durfte nicht berührt werden, schließlich mußte sich die Profimannschaft Tage später für die Europaliga qualifizieren. Und dies war eben wichtiger als ein Spiel der Dritten Liga. Welch eine Entwicklung des Fußballs! Jeder kleine Bezirksligist bekommt die Punkte am Grünen Tisch abgenommen, wenn er auch nur fahrlässig nicht den Spielbetrieb garantieren kann, und hier wird mit Vorsatz ein Spiel ausfallen gelassen.

Daß das Leverkusener Stadion eine fast ganz versitzplatzte Arena ist (mit Ausnahme des mit Klappsitzen zugepflasterten Gästeblocks), ist ja unter Fußballfans hinlänglich bekannt. Daß aber der gesamte Innenbereich an architektonischer Langeweile nicht mehr zu überbieten ist, muß man einfach gesehen haben. Alle Sitze haben dieselbe igitt-grüne Farbe, die beiden Außengeraden gleichen sich wie ein Ei dem anderen (ach wie schön sind Stadien, in denen jede Tribüne anders aussieht), und das Einzige, was diese Monotonie unterbricht, ist der Anfang vom Ende eines Volkssports: Eine riesengroße, die gesamte Breite einnehmende Glasfassade zeigt, wo die Champagner-Bonzen sitzen und wo bei Spielen der Geld- und Aktienlliga statt Currywurst feiner Lachs und Kaviar serviert wird.

Aber auch der vermeintlich einfache Fan wird terrorisiert. Im gesamten Stadion findet man beispielsweise an der Decke Heizstrahler, die einem das Recht rauben, bei vier Grad minus im Winter zu frieren. Einmalig dürfte auch das zuziehbare Auffangnetz sein, das den Gästebereich von den Sitzplätzen abtrennt - damit ja kein Bierbecher rüberfliegt und eine Eskalation auslöst. Der nächste Schritt dürfte wohl in einem schwarzen Vorhang bestehen, damit der noble Sitzplatzbesucher nicht mit dem Anblick asozialer Stehplatzfans konfrontiert wird und verängstigt das Stadion verläßt, ohne sich vorher mit Merchandising-Artikeln eingedeckt zu haben. Es folgen eine Schallschutzwand, die Abschaffung von Gästefans - und der Tod des Fußballs.

Kann man da noch anders, als es mit dem Wort Schande zu beschreiben, daß ein Verein wie Kickers Offenbach Fanfreundschaft pflegt mit einem Fußballunternehmen, dessen § 6 (l) der Stadionordnung selbst das Mitbringen "mechanisch betriebener Lärminstrumente" untersagt?

Bevor der Spielbericht gänzlich zum Stadionbericht degradiert, sollte auf das einzig Erfreuliche an diesem Abend eingegangen werden: Fortuna Düsseldorf gewann verdient mit 4:1 und konnte sich damit auf den sechsten Platz der Dritten Liga Nord verbessern.

Viel Glück, Fortuna, und bis demnächst in der zweiten Liga.

Photos: BayArena


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