Tag 8

Abschiedsschmerz und Kulturschock: Menschen

Morgens wurde klar, warum das erste Hotel wohl ausgebucht war. An diesem Wochenende fand in Kuopio die Junioren-EM im Triathlon statt. Zwar konnte man von diesem Ereignis weder Start noch Ziel finden, dennoch war auch Kuopio selbst den zur Gewohnheit gewordenen Besichtigungsspaziergang wert. Und wie in jeder finnischen Stadt gab es auch hier den täglichen Markt, auf dem man sich wieder mit Piroggen der unterschiedlichsten Art eindeckte. Lecker!

Kaum hatte man Kuopio Richtung Süden verlassen, da kam Abschiedsschmerz auf. Tschüß Seenplatte, tschüß Nordkarelien, tschüß Savo. Verstärkt wurde dieser Schmerz durch eine Radioreportage des Deutschlandfunks über den finnischen Tango ("Der Blues des Nordens"): Die Finnen sind die einzigen, die in Moll fröhlich sind - oder: Beim finnischen Tango schmachtet der Finne seine Finnin an.

Nach einem Badestopp in Lahti veränderte die Landschaft ihr Gesicht: Spuren deutlich dichterer Besiedlung waren nicht zu übersehen, und spät abends erreichte man Porvoo. Nach vier vergeblichen Versuchen, ein Zimmer zu finden (alle Hotels und die Jugendherberge waren ausgebucht), blieb nichts anderes übrig, als weiter nach Helsinki zu fahren. Mitten durchs Gewühl, Richtung Fährhafen, auf die Halbinsel Katajanokka, wo sich auch eine der Jugendherbergen Helsinkis befindet. Leider auch belegt, doch glücklicherweise befand sich in der Nähe ein Hotel, das noch Zimmer frei hatte. Und was für ein Hotel! Ein ehemaliges Gefängnis wurde zum Luxushotel umgebaut, und weil immer noch daran gearbeitet wurde, gab's einen Einführungspreis. Statt 290€ fürs Doppelzimmer nur 110€ - erschwinglich, zumal abends um elf Uhr. Unvergeßlich der Klodeckel, der nicht einfach nur runterfiel, sondern elegant von einer Feder gedämpft nach unten glitt... Klar, daß man bei einem solchem Angebot (und angesichts der Tatsache, daß die bisherigen Übernachtungskosten unter Plan lagen), die restlichen Tage ebenfalls hier schlafen würde.

Doch bevor man sich in diesem Luxus zur Ruhe bettete, wollte man noch kurz in die Stadt. Schnell war man von einem Kulturschock der besonderen Art erfaßt, irritiert und verstört: Menschen, viele Menschen, zu viele Menschen, die in samstagabendlicher Hektik durch eine Großstadt waberten, den Ameisen eines großen Haufens gleich. Ein Tag zuvor noch Koli - und jetzt das! So schön die Esplanadi auch ist, für heute war's das falsche.


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